Das Gewissen als Krankmacher
Es ist das Nichtwissen um innere Phänomene, welches zu geistigen Behinderungen und somit zu Krankheiten führt und vor der Freiheit steht. Dazu gehören unbewusst wirkende Glaubenssätze und das zurück gebliebene kindliche Gewissen, mit seiner Angst vor Strafe (Hölle), und den möglichen Folgen eines schlechten oder falschen Lebens. Das Gewissen drängt, aus sittlich-moralischen Gründen, bestimmte Handlungen auszuführen oder zu unterlassen. Ohne persönliche Verantwortung ist das Gewissen blind. Handlungen gegen das Gewissen hinterlassen subjektiv schlechte Gefühle. (Schlechtes Gewissen, Gewissensbisse). (Gewissen – Wikipedia)
Über das Gewissen wurde eh und je viel geschrieben und diskutiert, so dass ich nur wiederholen und zitieren kann. Gerne folge ich dabei der Psychologie von C.G. Jung und den Ausführungen von Karlfried Graf Dürckheim, der seine Schüler auf dem Initiatischen Weg begleitete. Natürlich kommt meine eigene Erfahrung hinzu. Mit meiner Transpersonalen Erfahrung im Jahre 1956, habe ich jene Prägung eingehandelt, welche das absolute Gewissen ausmacht, welches sich immer wieder gegen den eigenen Willen durchsetzt. Es hat mir die Ablehnung oder sogar Feindschaft einiger traditioneller Sittenwächter eingebracht. Das ist bedauerlich, aber kein Verlust. Dieses Gewissen ist stets dort notwendig wo sich Moral und Sitten mehr und mehr verflachen und wo sich der Mensch immer mehr von seinem inneren, wahrhaftigen Wesen entfernt.
„Nicht der Mensch hat ein Gewissen, sondern das Gewissen hat den Menschen.“
Es gibt dreierlei Arten von Gewissen. Das erste ist das blind-kindliche mit seiner Angst vor Strafe. Es beruht auf Nicht-Wissen und wirkt autoritär aus dem Über- oder Eltern-Ich. Es wird in den ersten Lebensjahren meist unbewusst von den Erziehern und dem sozialen Umfeld geprägt, quasi eingepflanzt. Hinzu kommen
vererbte, instinktive Verhaltensweisen. Das kindliche Gewissen ist manipulierbar und kann mit unmöglichen moralischen Einschränkungen, Tabus, unsinnigen Geboten, Verboten und Drohungen belastet werden. Das wird von Institutionen, vor allem den Kirchen, reichlich genutzt, um die jungen Erdenbürger auf den „rechten Weg“ zu bringen. Solche Manipulationen wirken meist bis ins Erwachsensein hinein und behindern das spontane Tun.
Das zweite ist das sittlich-moralische Gewissen und ist auf die Gemeinschaft ausgerichtet. Das Sagen der Leute rückt in den Mittelpunkt und beeinflusst das Handeln. Treue und Ehre sind die Waagschale. Untreue und Ehrverlust führen zum Ausschluss aus der Gemeinschaft, ja, es kann bis zur Existenzverlust führen.
Im dritten Gewissen stehen sich Sittenkodex und das persönliche Gewissen unvereinbar gegenüber. Manchmal wird dieses Gewissen als „Vox Dei“ als Gottes Stimme erlebt. Es kann sich gegen den individuellen Willen durchsetzen. Dem davon Betroffenen ist dabei klar, dass er den herkömmlichen Normen gegenüber steht. Dieses Gewissen ist von einer enormen, autonomen Dynamik, das sich gegen die verflachte, tradierte Moral durchsetzt.
Das kindliche Gewissen mit seiner Angst vor Strafe macht sich auch vom Sagen der Leute und den sittlichen Normen des sozialen Umfeldes abhängig. Es ist in der Regel blind und ohne Verantwortung. Diesem Gewissen gegenüber stehen die natürlichen Bedürfnisse mit ihren täglichen Anforderungen. Viele wissen, dass ein Tabu völliger Unsinn ist. Dank seiner autonomen Dynamik hält das Gewissen jedoch an den eingeprägten Prämissen fest. Das Gewissen hat den Menschen fest im Griff. Ein Dilemma, das ausweglos scheint. Bedürfnisse schreien nach Stillung und das Gewissen steht entschieden dagegen. Beides ist krankmachend. Entweder plagt das Gewissen oder dann das Bedürfnis. Etwas kann da nicht stimmen. Der fromme Mensch geht in die Askese und bekämpft das Bedürfnis und hofft auf Gottes Lohn. Ein anderer stillt das Bedürfnis und wird vom Gewissen gepeinigt (gebissen). Er bekommt sogar Angst vor der Verdammnis. Eine Quelle zur Selbstverurteilung und zur Selbstbestrafung, die über Krankheit (Krebs) und Unfall bis in den Tod führen kann. Wird das Gewissen verdrängt, erscheinen sehr rasch körperliche Symptome und das Leiden beginnt. Wiederum eine Krankheitsquelle, die in der autonomen Dynamik des Gewissens seinen Ursprung hat.
Das Gewissen ist nicht irgend eine kirchliche Instanz. Es ist ein, meist unbewusster, übergeordneter Komplex, der zum Menschen gehört und nicht einfach abgetan, schubladisiert oder verdrängt werden kann. Anderseits gehören auch bestimmte natürliche Bedürfnisse zum Menschen, die sich über den Instinkt melden, unter anderen jenes der Selbsterhaltung und jenes der Arterhaltung. Erschwerend ist, dass es gewisse Kirchen gibt, die behaupten, der Mensch sei von Natur aus böse und müsse zum Guten erzogen werden. Wenn solche Inhalte sich ins persönliche Glaubenssystem und somit auch ins Gewissen eingenistet haben, gibt es im Leben Stolpersteine in Unzahl. Die Schwierigkeiten sich davon zu befreien scheinen unüberwindbar.
Konflikte sind vorprogrammiert. Der Mangel an Aufklärung macht sich bemerkbar. Der Schrei nach Erlösung wird laut. Heilprediger und Gurus finden regen Zulauf. Transformation ist zu einem Mode- und Schlagwort geworden. Viele scheitern auf diesem Weg weil es dazu innere Substanz und Bewusstsein braucht. Zudem braucht es die leidenschaftliche Bereitschaft das Ego bis zur Hingabebereitschaft zu bilden, konkreter ausgedrückt, zu erziehen. Selbstlosigkeit bietet keine Grundlage. Der Weg führt immer noch von der Ich-Losigkeit, über die Ich-Haftigkeit zur Ich-Freiheit (Gebser).
Um von diesem, mit meist unbewusster Moral gesättigtem Gewissen frei zu kommen, gilt es ein eigenes, bewusstes, auf Ethik beruhendes Gewissen zu bilden, was einer Umerziehung des Über-Ichs gleichkommt. Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, meint mit dem Über-Ich ein Introjekt – eine innere Instanz, welche die elterliche und gesellschaftliche Autorität verinnerlichte, wodurch sich das Gewissen herausgebildet hat. Dieses Über-Ich kann und soll umerzogen werden.
Ein Weg aus dem Dilemma bietet das Kreatives Heilen.
Nicht Wissen um die inneren Phänome ist nach der buddhistischen Lehre die grösste Sünde, weil sie das geistige Wachstum behindert. Selbsterkenntnis und Bildung sind also gefragt, was heute im Europäischen Kulturkreis einer humanistischen Therapie gleichkommt, welche frei von einschränkenden Glaubenssätzen ist und fähig ist, das Lebensskript des Einzelnen zu überprüfen und auf kreativem Weg zu verändern – also Kreatives Heilen. Echtes Wissen um die Hintergründe beseitigt die diffusen Gefühle des Gewissens. Das unwissende Gewissen meint zum Beispiel, dass sexueller Kontakt eine Sünde sei, wenn er nicht zur Zeugung eines Kindes dient. Das wurde vielen in den Kindjahren eingeprägt. Dahinter stehen Glaubensfaktoren, die mit den realen Begebenheiten nicht übereinstimmen. Sex ist Lust und Freude, erhält jung und lebendig und hat keinerlei schlimme Folgen, weder Hier und Jetzt, noch nach dem Tode. Dass dabei Geschlechts-Krankheiten geholt werden können liegt auf einer anderen Ebene und unterliegt der eigenen, persönlichen Verantwortung. Dass der Körper kein Tempel der Lebensfreude und der Wohlgefühle sein darf, beruht sicherlich auf einer rückständigen, vergrauten Moral.
Freiheit entsteht durch eine bewusst erarbeitete Ethik, welche individuell die Persönlichkeit schützt und gedeihen lässt. Blinde, traditionelle Gebundenheiten, können jeden Fortschritt unterbinden. Es muss ein Geist entwickelt werden, welcher wohlwollend auf die Natur eingeht und sie weise durch ihre Bedürfnisse führt, das heisst, jede/r muss seine eigene ethische Form des Gewissens finden.
Bilden heisst, sich für die lebendigen Weisheiten des Lebens und den realen Gegebenheiten öffnen. Bildung heisst nicht nur intellektuelles, berufsbezogenes Wissen aneignen, sonder auch die inneren psychisch-geistigen Gaben fördern. Ein Mensch, der lernt mit der Quantenenergie umzugehen, dem stehen schiergar unbegrenzte Möglichkeiten offen.
Kreatives Heilen fordert den Patienten auf, an seinem Heilungsprozess aktiv mitzuwirken, zu lernen, den Schmerz zur Selbsterweiterung kreativ zu nutzen, den Schmerz wieder in die ursprüngliche Kraft zurück zu wandeln. Seit den neunziger Jahren werden, vor allem in den USA, Patienten angehalten, durch tägliche Übungen achtsam und wertfrei auf sich selber einzugehen und ihre Krankheit auf die Ursachen hin zu erforschen. Plastisches und malerisches Gestalten, bewusste Atemübungen und autogenes Training gehören zu den Grundelementen. Mit Erfolg. Der Kranke entdeckt dabei, dass er für seine Gesundheit, unabhängig vom Arzt, selber etwas tun kann. Der Arzt repräsentiert nicht mehr die Allmacht der Medizin. Er weckt und fördert die geistigen Selbstheilungskräfte. Kreatives Heilen! Der Arzt wird zum Heiler, Lehrer und Erzieher.